Donnerstag, 22. September 2011

Mein erster Tag an der Sophia

Nachdem am Vortag alls ausgefallen war Dank des Taifuns, konnte ich also gestern endlich an die Sophie Universität. Es war mein erstes Mal überhaupt, dass ich in Yotsuya ausgestiegen bin und mir das Gelände angeschaut habe.
Ich muss sogar so nervös gewesen sein, dass ich die Nacht kaum schlafen konnte und 4 Uhr morgens bereits kerzengerade im Bett saß. Eigentlich war ich gar nicht soooo nervös, aber schlafen war trotzdem nicht mehr drin. Auf den Einstufungstest war ich so lala vorbereitet. Ich habe ja nur meine Kanji-Bücher hier, also habe ich auch nichts anderes geübt als das (Grammatik? Hääääää?).
Der Morgen brauchte so verdammt lange, um rumzugehen. Ich sah um 5 Uhr die Sonne aufgehen, schrieb noch mit ein paar Freunden in Deutschland bei denen sich der Tag gerade zum Ende neigte und machte mich fertig für meinen ersten Tag.
Um 8 lief ich dann gemächlich los. Ich musste zwar erst um 9 da sein, doch mir war so laaangweilig. Die Bahn war mäßig voll (man konnte noch gut stehen). Irgendwie kam da aber plötzlich eine Müdigkeitswelle und ich wäre fast auf meinem Stehplatz zusammengesunken und eingeschlafen.

Als ich in Yotsuya ankam und aus dem Bahnhof lief, zückte ich meine Karte, die ich von der Sophia Universität bekommen hatte und wollte mich erstmal orientieren, sah mich um und erblickte das große Gebäude, auf dem fett der Name der Uni prangte. Gut, das war ja schonmal einfach. Ich lief also weiter in die Richtung und stapfte an einem Ausgang vorbei. Irgendwie war ich der Meinung, das sei nicht der richtige, den ich bräuchte.
Beim nächsten also rauf aufs Gelände. Ein Blick auf die Karte. Building 1,12,5,7... Nummern. Woher soll ich denn wissen, welches Gebäude... oh das steht groß dran. Wow noch einfacher.
Trotzdem (ich schieb es mal auf die Übermüdung, denn normalerweise kann ich Karten locker auf meine Umgebung übertragen), rannte ich in alle Richtungen außer die richtige... FAIL.
Trotzdem erreichte ich mein Ziel noch sehr pünktlich und beäugte die Studenten, die sich schon gesammelt hatten. Ein bunter Haufen, wie es zu erwarten war. Ich kam auch sehr schnell mit einem Mädchen aus Hawai ins Gespräch und konnte meine Zeit so gut rumbringen, bis die anderen Bremer kamen und ich eeeeendlich meinen Studentenausweis bekam. Wuuuzaaa und er passt so farblich perfekt zu meiner Brieftasche.
Danach sollten wir uns entscheiden, für welchen Kurs wir den Test machen wollen: Wir waren uns einig. INTENSIVE!
Vor dem Test hielt uns der Japanischprofessor einen längeren Vortrag, das wir uns das gut überlegen sollen. Wir könnten immer noch wechseln. Intensive heißt viel Unterricht am Tag (3 Stunden) und zusätzlich 2 Stunden Nach- und Vorbereitung (laut Elise eher 4 Stunden). Hey, aber genau dafür sind wir hier, also sind wir sitzen geblieben.
Der Test erstreckte sich auf 27 Seiten über Kanji, Grammatik, Textverständnis und einem Essay schreiben. Der Kanji-Teil musste nach 20 Minuten abgegeben werden. Es sind (außer das Essay natürlich) alles Ankreuzaufgaben. Was würde in diesen Satz passen: Partikel, konjugierte Verben etc.
Der Basic-Teil war locker zu schaffen, aber bei dem Intermediate ging das Niveau gleich sprunghaft in die Höhe. Und ja, ich habe mir Advanced nicht mehr groß angesehen.
Bei dem Essay waren die drei Studen auch klar zu erkennen: 1. (in Englisch geschrieben) Was machen Sie so an ihrem Wochenende 2. Wenn man eine Fremdsprache lernt, was sind die einfacheren,s chwierigeren Aspekte und 3. irgendwas mit Kommunikation XD. Achja und nur Bleistifte,w as anderes kann die Maschine nicht lesen.
Mitten im Test bekam ich dann auch noch richtig hunger. Klar, um 10 rum ist meine natürliche Fütterungszeit XDDD Ab da an viel mir das Denken wirklich schwer. Ich hatte zwar ein wenig gefrühstückt, leider lag das durch mein erfrühtes Aufstehen schon weit zurück.
Um 12 (eine halbe Stunde vor Ende) ließ ich es dann gut sein und beendete die 27 Seiten für mich und ging wieder raus.
Dort lernte ich den Mexikaner Omar kennen, der schon an der Uni studiert und auf einen Freund wartete. Um uns sammelte sich dann nach und nach eine Gruppe anderer Deutscher und was sonst noch auf der Suche nach Essen war. Da die Sophia noch nicht offiziell wieder Vorlesungen abhält, waren alle Futterstellen noch geschlossen. Wir liefen aso vom Gelände und gingen zu einer größeren Udonkette und aßen gemeinsam. Hach, das war ja so schön, endlich wieder als größere Gruppe am Tisch zu setzen. Das hatte mir seit der Mensa Bremen wirklich irgendwie gefehlt.
Gegen halb drei ging es zurück zur Uni. Die Orientierungsveranstaltung, die am Vortag ausfiel, fand ja noch statt. Wir kamen in einen Vorlesungssaal und fanden blaue Sophia-Stoffbeutel angefüllt mit allerlei "Spielzeug" für die neuen Exchange Students. Unter anderem ein blauer Sophia-Kalender. Es gab erschlagend viel Info-Material, das uns in den folgenden Stunden noch eingehend präsentiert (vorgelesen) wurde.



Besonderes Higlight dieser Informationsveranstaltung war der Fakultätsleiter Professor Yoshitaka Okada. Eine freundlich grinsende Ausstrahlung wie Mario (Assoziation auch wegen des Bärtchens), der uns herzlich begrüßte. Er erklärte uns, dass fast alle Japaner in dieser Fakultät schonmal im Ausland waren. Nur 5% seien "Junpa" general Japanese, die noch nie aus den japanischen Grenzen rauskamen. Er selber sei auch kein Junpa, das konnte man auch an seinem Englisch hören. Er erzählte uns von dem großen Erdbeben im März und dass er selbst zu der Zeit im Regierungsgebäude war. Er meinte, er habe draßen gesehen, wie es Menschen von den Füßen riss, doch er selbst konnte in dem Gebäude kaum etwas spüren. Damit wollte er uns klar machen, dass wir bei einem Erdbeben auf keinen Fall in Panik ausbrechen sollten und lieber in den Gebäuden bleiben. Auf dem Sophia-Gelände soll eh alles dem neusten Stand entsprechen, wodurch das der sicherste Weg sei. Wir können usn aber sicherheitshalber unter dem Tisch verstecken, damit uns nichts auf den Kopf fällt. So wie diese großen Flachbildfernseher, die hier überall hängen, ging es mir durch den Kopf.
Außerdem belehrte er uns, dass wir auf keinen Fall Drogen nehmen, besitzen oder sonst was sollten. Selbst 0,1g würden uns "das ganze Leben ruinieren". Man würde mit dem Eintrag in den Akten nirgendwo mehr einen Fuß in die Tür kriegen. In Singapur (war es Singapur???) sei es noch schlimmer, meinte er. Er führte den Finger am Hals lang. Das würde einem auch das Leben ruinieren. Alle lachten.
Zum Schluss bedankte er sich, dass wir trotz Fukushima gekommen seien und betonte, wir sollen uns keine Sorgen machen.
Der Japanischlehrer von vor dem Test kam auch zu Wort und wiederholte wieder, wir können immer noch wechseln und nicht intensive machen und erzählte das gleiche wie am Morgen. Ich weiß nicht mehr, wie oft er sich wiederholte, dass der Kurs sooo hart sei und wir uns das sehr überlegen sollten.
Danach folgten noch diverse "Vorlesungen" zu den Info-Zetteln, die wir gekriegt hatten. Allerdings konnte der Vertreter für das katholische Center nicht mehr kommen. Ooooch schadeeee... ^.~

Zum Ende wurden wir in Gruppen eingeteilt und sollten von den Japanern durch die Uni geführt werden. Da es aber wieder regnete, saßen wir auf Bänken und tauschten Kontaktinfos aus. Wir waren wieder ein bunter Haufen über Finland, USA, Frankreich und so weiter.

Der krönende Abschluss des Abends war die Begrüßungsparty. Ich war ja schon gespannt, wie das ablaufen sollte in dem strikten Zeitrahmen von 2 Stunden.
Am Eingang bekamen wir Zettel und Namensschilder mit Land. Im Raum waren die Tische gedeckt mit Sushi, Sandwiches und fritierten Hühnerteilen. Es folgten Ansprachen. Auch Professor Mario kam wieder zu Wort und wurde vorher angekündigt mit: Bereiten Sie sich auf einen Toast vor. Also trauten sich alle schon mal an die Getränke.
Mir ist dabei aufgefallen, dass wir, die ja sich etwas im Vorfeld über Japan informiert hatten, wussten,d ass Japaner alles durchstylen und organiseren. Man weiß aber nicht recht wie was wann und wo. Also wartet man bis man genaue Anweisung kriegt, um ja nicht aus der Rolle zu tanzen. Das ist dann wohl auch für japanische Verhältnisse übertrieben, doch da fehlt eben doch das Gefühl und Verständnis, wann was zur Planung gehört und wann nicht.
Mit etwas Verspätung kam auch der Präsident der Uni zu Wort und ich musste lächeln. Er lispelte ein wenig und wirkte so wie eine weitere liebe Comic-Figur. Hier würde es mir gefallen, wurde mir klar.
Er erzählte, dass wir die Zeit genießen und viele Freunde finden sollten und dass er uns alles erdenklich Gute wünscht.
Bei den ausgeteilten Zetteln am Anfang war ein Personen-Bingo dabei. man sollte rumfragen und Namen finden, die: noch nie Sushi gegessen hatten, einen Führerschein besitzen etc.
Ich wollte unbedingt mal ein Wort mit dem Präsidenten wechseln. Ging also zielstrebig auf ihn zu und fragte ihn nach 3 Dingen von dem Zettel. Er wird sich ja eh nicht an mich erinnern, aber ich weiß jetzt, dass der Präsident der Sophia Universität keine Cola mag. XDDD
Ansonsten kam man mit den Japanern super ins Gespräch. Sobald sich die Blicke kreuzten, strahlten sie einem schon entgegen und man begann sich vorzustellen.
Nebenbei stellte sich noch der Global Network-Club vor, es gab eine Karate- und Ikebanavorführung.
Nach den 2 Stunden wurde die Veranstaltung geschlossen. Das heißt, alle waren gut am Reden und es wurde nach und nach das Licht ausgemacht. Die letzten Hartnäckigen (ja genau, auch wir XDD) wurden dann auch freundlich gebeten zu gehen.

Mit den Mexikanern zogen Katja und ich noch nach Shibuya. Ich hatte plötzlich wieder heftigen Hunger gekriegt (konnte auf der Party vorher aber keinen Happen esse... beschissenes Timing) ging es wieder in die Stammkette mit dem tollen Kiwi-Cocktail. Ich glaube ich habe da Hühnermagenmuskel gegessen, aber frittiert geht alles. XDDD
 Im Anschluss "besichtigten" wir ein Donki-Geschäft. Donki kommt kommt von Don Quijote und ist eine Kette für alles: Cosplay, Essen, Unterwäsche, Elektronik, Sex Toys, Spielzeug... Wir haben da Stunden zugebracht uns über alles zu beeiern.

Hmmm kaum Bilder heute... Ja, ich hab vergessen welche zu machen. ^^;
Aber ich mache demnächst bestimmt mal eine Bildersession meiner ansehlichen Uni. Ich muss noch Merchandise kaufen BTW...

3 Kommentare:

  1. Klingt echt so, als wärst du an einer netten Uni gelandet :D Freut mich für dich! (aber irgendwie befremdlich ist diese super durchgeplante Begrüßungsfeier inkl. genauem Schlusstermin schon ^^;)

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  2. Hey,

    hab zufällig deinen Blog entdeckt. Das klingt nach einem spannenden Tag! :D

    Darf ich fragen mit was für einem Programm du an diese Universität gekommen bist?

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  3. Hallo ^^

    Die Sophia Universität ist eine Partner-Uni der HS Bremen, an die ich gehe. Dort studiere ich japanische Wirtschaft (genannt AWS) und bin zur Zeit wegen meinem Auslandsjahr an der Sophia.

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